In diesem Jahr war bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft (DHM) Rudern einiges anders, als in den Vorjahren. Der Termin lag im September statt im Juli, das Bremer Team hatte deutlich weniger (zusammen) trainiert, als in den Vorjahren und mit einer ganzen Riehe von „Neulingen“, sowohl in den Meisterschaftsrennen als auch den Novice-Rennen der Ruder-Neulinge, wussten wir eigentlich nicht so genau, wo wir sportlich stehen.

Trotzdem machten wir uns mit 21 82ern in der insgesamt dreißigköpfigen Mannschaft zur DHM auf. Schließlich müssen die Neulinge Erfahrung sammeln, um in die Fußstapfen ihrer Vorgänger wachsen zu können. Und nicht zuletzt macht auch für die weniger Trainierten der DHM-Reiz aus, dass dort Spitzensport und ambitionierter Sport gut nebeneinander leben und gemeinsam eine schöne Regattaatmosphäre schaffen.

Männer-Doppelvierer eine Bremer Bank

Für den Männer-Doppelvierer „Bremen 2“ war überraschend im Hoffnungslauf Schluss. Das Boot um Neustudent Anton Brandt hatte sich ordentlich geschlagen. Die Leistungsdichte in dieser Bootsklasse war 2017 überraschend gut. Nur ca. 2 Sekunden fehlten zu den späteren Medaillenbooten – der Einzug in das A-Finale wurde allerdings verpasst. Mit starken Herausforderungen, aber insgesamt besser lief es für „Bremen 1“ mit Yannick Schmols. Yannick und seine Mitruderer vom BSC hatten vor dem Vorlauf eine heftige Kollision mit Bootsschaden. Nach großem hin- und her wurde ein Ersatzbot gefunden und die vier konnten zum Hoffnungslauf wieder halbwegs sortiert antreten und überraschend klar in das A-Finale rudern. Nach einem erneuten Bootswechsel – nach dem Ausscheiden von Antons Team war Woldemar „frei“ – ruderten sie ein starkes Rennen. Nur eine Renngemeinschaft war stärker. Am Ende eines ereignisreichen Tages sicherten die Herren damit eine Vizemeisterschaft und obendrauf noch die Qualifikation zur Studenten-EM 2018 in Portugal. Der Doppelvierer bleibt im studentischen Bereich eine echte Bremer Bastion. Das vierte Mal in Folge – oder das sechste Mal in sieben Jahren – konnten sich Bremer Studenten hier für die EM qualifizieren.

Max Sudhoff und Matthias Koop waren nach einigen Jahren bei den Gig-Studis bereit für größere Herausforderungen und stellten sich nach einigen Monaten Training den Leistungsruderern in den offenen Meisterschaftsrennen. Ihr Doppelzweier lief gut und mit guten Kontakt an die Spitze des Feldes wurden sie Fünfte.

Bei den Frauen waren zwei Vierer am Start. Der Doppelvierer mit Paula Prondzinsky, Melanie Kanz und Johanna Heil konnte nicht gemeinsam trainieren. Zuletzt noch einmal durch einen Ausfall um eine Nationalmannschaftsruderin ergänzt, die sich spontan als Ersatz zur Verfügung stellte, reichte es dann (trotzdem) nicht für das A-Finale. „Aber es war eine schöne Regatta und hat Spaß gemacht.“, meinte Neustudentin Johanna hinterher. Die arrivierten Ruderinnen mussten im Vierer-ohne zwar keine Vorläufe überstehen, sich im vollen Feld aber gegen aktive U23-Nationalruderinnen und behaupten. Obwohl ebenfalls gemeinsame Kilometer rar waren – Sommerzeit ist Praktikums- und Prüfungszeit – und es gesundheitliche Probleme gab, holten Eleni Melis, Ann-Kathrin Dannhauer, Levke Gill und Jannika Moye in einem engagierten Rennen die Bronzemedaille.

Frauen-Zweier und Achter bleiben ohne Medaille

Im Zweier-ohne traten Levke und Ann-Kathrin an, obwohl sich die herbstlichen Erkältungen am zweiten Regattatag in deutlicher Erschöpfung niederschlugen. Sie fuhren noch sicher in das Finale, konnten nach 600 Metern aber mit der Spitze nicht mehr mithalten und verpassten mit Platz fünf die Medaille klar. Ebenso ging es dem Frauen-Achter, der zwar vierter wurde, aber in der Besetzung Levke, Eleni, Jannika, Ann-Kathrin, Melanie K., Johanna, Paula und Ricarda Lang (BRCH) sehr deutlich hinter dem Führungstrio ruderte. Hier bleibt die Hoffnung, dass für die nächsten Jahre eine neue Generation an Studentinnen heranwächst, die den Spaß am Regattasport soweit findet, dass das zugehörige Training für die vordersten DHM-Plätze reicht. Es zeigte sich deutlich, dass die Medaillen in den zumeist sehr gut besetzten Feldern nur mit leistungssportlichen Training zu erreichen sind.

Der Vierer-ohne der Männer um Lukas Nahrgang musste leider abgemeldet werden. Nach dem heftigen Bootsschaden vom Samstag ließ sich für den Sonntag kein Ersatzboot beschaffen. Die Riemenausleger von Woldemar lagen in Bremen, ein anderer Vierer-ohne war auf dem Regattaplatz nicht zu finden. Dafür klappte es im Sprintachter leidlich gut. Masterstudentin Melanie Baues sprang als Steuerfrau ein und lenkte Anton, Lukas und Yannick gemeinsam mit Nils Hülsmeier, André Müller, Cedric Borchers, Tim Knifka und Janosch Brinker (alle BSC) auf das Podest für Bronze. Im Mixed-Vierer der Meisterschaftsrennen waren Jannika, Eleni Titelverteidiger. Diesem ruderten sie gemeinsam mit Yannick und Nils Hülsmeier (BSC), qualifizierten sich aber nur über den Hoffnungslauf auf dem letzten Qualifikationsplatz für das Finale. Dort ging es dann aber deutlich dynamischer zur Sache. Es war das einzige Rennen mit Zielfoto-Entscheid und mit großer Spannung. Aber mit gutem Ende und einem Vorsprung einer hundertstel Sekunde vor dem Verfolger gab es ein weiteres Mal Bronz e für die Uni Bremen.

Ruder-Neulinge sorgen für Highlights

Die „Ruder-Neulinge“, die erst im gehobene Alter als Studenten das Rudern gelernt haben, sorgten bei dieser DHM für die Bremer Highlights. Üblicher Weise dauert es zwei bis drei Jahre, bis die Neulinge in den sogenannten Novice- und Challenge-Rennen, den Einsteigerrennen ganz vorne mithalten können. Trainer Bolko Maass und seinen Aktiven gelang aber diesmal mit fast ausschließlich „Einjährigen“ der Sprung ganz nach vorne. Im gesteuerten Gigvierer ruderten Carolyn Somorowsky, Mareike Bach, Isabella Bock und Hannah Köneke bei den Frauen und Dietrich von Behr, Tom Gath, Daniel Albrecht und Lukas Höft bei den Männern bei 12 bzw. 14 Booten in das große Finale. Dort wurden die Boote, gesteuert von Ricarda und Ann-Kathrin, jeweils Sechste. Höhepunkt war aber der Mixedvierer, in dem die Aktiven zusätzlich antraten. Unter 22 Booten kamen Tom, Dietrich, Carolyn und Isabella mit Steuerfrau Ricarda blitzsauber durch den Wettkampf. Sieg im Vorlauf, Sieg im Halbfinale und Sieg im großen Finale. Hier hat Bolko großartig mit den Sportlern gearbeitet. Gerade mit so wenig Erfahrung im Boot ist es schwer, in einem langen Wettkampf gleich dreimal konstante Leistungen am eigenen Limit abzurufen. Und auch der zweite Mixed-Vierer mit Alina Ly, Mareike, Hannah und Lukas mit Steuerfrau Paula fuhr in das Mittelfeld, obwohl aus Krankheitsgründen mit nur einem statt zwei Männern gerudert wurde. Groß und verdient war die gemeinsame Freude nach dem einzigen Bremer Sieg durch unsere Gig-Studis.