Vom 22.-27. Juli fand die am Anfang des Jahres ausgeschriebene Wanderfahrt für die U30 statt, wobei hier “U” sowohl für unter als auch für „um die“ stehen sollte. Es sollte von Hedemünden bis nach Hause, also zurück zu ’82, gerudert werden, 376 km in 5 Tagen. Davon 10 Kilometer auf der Werra und 366 auf der Weser, beziehungsweise teilweise auch den Schleusenkanälen, wobei die Altarme aber bevorzugt wurden.

Sonnenschutz mit Tüchern und Kappen

Leider hatten sich nur drei 82er zur Fahrt angemeldet: Jan-Henrik, Mareike und Fahrtenleiter Hendrik. Um das ganze gemütlicher zu machen, wurde noch Verstärkung gesucht, diese bekamen wir von Tobias (Oldenburg) und Svenja (Hansa/Oldenburg). Vorab entschieden sich die Teilnehmer für die sportliche 5-Tages Variante der Tour und verzichteten auf kürzere Etappen um einen Tagesdurchschnitt von 75km zurückzulegen.

Start am Weserstein

Leider war die Tour zu Beginn von Pech verfolgt, der einzige Hemmoorer Teilnehmer der Fahrt musste aus familiären Gründen absagen, als Ersatz konnte dann Svenja gewonnen werden, die aber erst Dienstagabend zusteigen konnte – Kein Problem, die Oberweser kann man auch ohne volle Mannschaft fix durchrudern. Glücklich über Verstärkung ab Tag 3 trafen sich die Ruderer am Sonntagnachmittag, bei Jan-Henriks Eltern, bei denen wir großzügiger Weise unsere erste Nacht verbringen durften und sehr gut versorgt wurden (vielen Dank dafür!!!!).

Am Montag die erste Ernüchterung – Mareike musste wegen einer kurzfristigen Erkrankung abreisen, rudern zwecklos, Gesundheit ging vor. So waren es nur noch 3 Ruderer für die Strecke Hedemünden – Rinteln, 160 und ein Paar zerquetschte Kilometer zu dritt im 4x+ – Dreier ohne mit Überziehen statt Vierer mit. Die Herausforderung wurde angenommen und das Boot durch Überziehen die ersten zwei Tage ohne Schaden über 2 Umtragestellen und eine Schleuse über die Strecke gefahren. Dies war nur möglich, da wir den „KUCKUCK“ nutzen konnten, ein Boot, das durch das geringe Gewicht auch zu dritt gehändelt werden kann – danke dafür an unseren Verein, mit einem anderen Boot hätte die Fahrt direkt abgebrochen werden müssen, da wir es über Nacht nicht hätten vernünftig und geschützt lagern können.

Kurze Pause

Am ersten Tag wurde die Strecke Hedemünden-Holzminden zurückgelegt, ein Highlight besonders für Jan, der so seine Heimat mal aus einer neuen Perspektive vom Wasser aus betrachten konnte. Am Weserstein legten wir an um unser Gepäck aufzunehmen, welches vorher mit dem Bootstransport dorthin gebracht wurde, es sollte ja nicht mehr als nötig über die Umtragen an der Werra geschleppt werden. Beim Ablegen wurden wir von Jans Mutter und seinem Großvater herzlich verabschiedet – der rüstige 95-Jährige lehnte unser Steuerangebot leider dankend ab – also waren wir weiterhin zu dritt. Die Fahrt verlief ohne Komplikationen. Gegen 20 Uhr konnten wir dann am Ruderclub Holzminden anlegen, wo wir die Nacht verbrachten. Boot rausgeholt, Nudeln gegessen, Mineralien aufgefüllt, Bett.

Blick aufs Hermannsdenkmal bei Porta Westfalica

Am Dienstag wurde es zum ersten Mal richtig heiß, über 30° waren angesagt, der Plan war möglichst früh aufzustehen, um vor der großen Hitze schon einen großen Teil der Strecke zurückzulegen – 6:30 wurde abgelegt und zur Mittagszeit wurde Hameln erreicht, nach kurzer Pause beim RV Weser, ging es direkt durch die Schleuse um dahinter anzulegen und in der Stadt die Pause zu verbringen und einen Blick in die Hamelner Altstadt und auf das Glockenspiel zu riskieren. Beim örtlichen Sandwichhändler nahmen wir das Getränke Refill Angebot sehr gut an – rudern macht durstig!
Am Nachmittag ging es dann mit kurzer Badepause nach Rinteln, wo am Kanuclub endlich die ersehnte Verstärkung, Svenja, aufgenommen werden konnte. Die letzten 3 Kilometer zur Unterkunft beim WSV Rinteln am Doktorsee flogen dann umso schneller vorbei.

Am Mittwoch wurde das erste Mal „komplett“ gestartet und der Steuerplatz war jetzt auch dauerhaft besetzt – am glücklichsten war darüber wohl Hendrik, der die Zeit mit dem Umdrehen und Überziehen im Bug verbracht hatte. Am Vorabend war die Strömung der Weser nochmal hautnah erlebt worden, als sich die Gruppe ins kühle Nass wagte, eine schwimmerische Überquerung ohne abzutreiben war nicht zu denken und stehen konnte man in der Weser nur aufgrund der Strömung nicht, die Wassertiefe hätte das bequem zugelassen. Es ging wieder früh los, um 6:30 hatte die Weser uns wieder. Ziel der Tagesetappe war Stolzenau, zum Frühstück wurde in Minden angelegt und beim örtlichen Bäcker der Kohlehydrathaushalt ausgeglichen. Zum Mittag war dann die erste Wehrhaltung überwunden, das Wehr Petershagen überwanden wir indem das Boot eine Bootsrutsche einfach runtergespült wurde, dabei wurde es natürlich so getreidelt, dass kein Kontakt zur Mauer der Bootsrutsche möglich war. Auch an diesem Tag war die Hitze wieder extrem und hinter der Bootsrutsche wurde eine ausgiebige Bade- und Schattenpause eingelegt, bevor die letzten 30 km des Tages angegangen wurden. Kurz vor Ende kam die zweite Wehrhaltung in Schlüsselburg, dort musste wieder umgetragen werden. Das Umtragen der Boote bei einer Gepäckwanderfahrt ist zwar umständlich und anstrengend aber den Aufwand wert. Nur durch die Umtrageeinrichtungen ist es möglich einen Teil der durch Begradigung und Schleusenbau entstandenen Weseraltarme zu befahren. Die Altarme sind teilweise Naturschutzgebiete und deutlich ansprechender als die geraden Schleusenkanäle, die alle gleich aussehen.

Kultur im Rittersaal der von Behrs in Hoya

Am Donnerstag ging es weiter Richtung Bremen, die mit irgendwas um die 50 Kilometer kürzeste Etappe der Fahrt von Stolzenau nach Hoya stand an. Es sollte eine der anstrengendsten Etappen werden, da auf diesem Stück durch die Wehrhaltungen besonders wenig Strömung war. In Landesbergen konnte wieder die Bootsrutsche genutzt werden, bevor in Nienburg gefrühstückt wurde. Im Anschluss stand eine Schleuse an, aufgrund der schlechten Umtragemöglichkeit im Altarm musste in Drakenburg geschleust werden. Durch Glück konnten wir fast direkt einfahren und wurden ohne Probleme runtergeschleust. Hinter der Schleuse dann die letzten Kilometer nach Hoya, aufgrund der wiederum frühen Ankunft konnte ausgiebig gebadet werden.
In Hoya stand der kulturelle Höhepunkt auf dem Plan, unser Vereinskamerad Dietrich von Behr führte uns über den Hof und durch sein Elternhaus – ein denkmalgeschütztes Gutshaus von 1765 mit einem in den 1830er Jahren errichteten Rittersaal. Diesen Rittersaal ziert ein riesiges Panorama der Südamerikareise von Alexander von Humboldt. Angefertigt 1829 wurde es im letzten Jahrzehnt aufwändig restauriert und glänzt nun wieder. Was für ein Kunstwerk! Im Anschluss grillten wir alle zusammen am Ruderverein Hoya – Didi vielen Dank für die schöne, kurzweilige Führung und den Ausflug in Kunst und Geschichte.

Infos zum Rittergut

Freitag letzter Tag, Endspurt, wieder früh aufs Wasser, 6:15 abgelegt. In Dörverden umgetragen – Wege zu eng für Ruderboote im Wagen, das Einsetzen im Unterwasser war recht aufwändig. Vorbei an der Allermündung ging es dann zur Staustufe Langwedel, dort konnte das Boot im Oberwasser problemlos auf die Gleislore gezogen und ins Unterwasser geschoben werden – leider war das Unterwasser nicht da wo es sein sollte und die Schienen endeten im Trockenen, das Boot musste wegen des fehlenden Wassers nochmal 30 m geschleppt werden, bevor wieder an Einsteigen zu denken war. Der Altarm belohnte uns aber mit schönen Sandstränden, welche die Weser bis fast nach Bremen zieren. Am letzten Strand bei Uphusen wurde nochmal pausiert und die Körpertemperatur gesenkt, bevor es dann auf den letzten 10 Kilometern noch durch die Schleuse in Hemelingen und dann auf die Heimstrecke ging. Leider ist die Bootsschleuse noch defekt und wir mussten eine Stunde auf Schleusung in der Großschifffahrtsschleuse warten, gottseidank war das im Schatten der Spundwand möglich.

Am Bootshaus wurden wir dann von der wieder gesünderen Mareike mit isotonischen Getränken und Snacks erwartet, welche das Bootputzen etwas angenehmer gestalteten.

Alles in Allem ging so eine sehr schöne und sehr anstrengende Tour zu Ende und die Ruderer siegten in der Hitzeschlacht des Sahara Sommers und erreichten sämtliche Tagesziele ohne Verluste.

Dank gilt: Familie Jendraschak für den netten Abend und die Nacht in Hedemünden / Oberode, Dietrich „Didi“ von Behr für die nette Führung in Hoya, Mareike für den Empfang in Bremen, den Wasserfreunden Hemmoor für die Bootsanhängernutzung, und last but not Least dem BRV 1882 für die zur Verfügungstellung des super Bootsmaterials!

Dabei waren: Mareike (wenn auch nicht im Boot), Jan-Henrik, Tobias (Oldenburger RV), Svenja (BRC Hansa) und Hendrik (Fahrtenleitung und Planung).

 

(Bericht: H. Nagel, Bilder: Privat)